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Die Tierärzte Im Brexit: Wie Geht Es Weiter?

Die Tierärzte im Brexit: Wie geht es weiter?

Die Ankündigung des Brexit aus England hat im vergangenen Jahr vielen den Mund offenstehen lassen: England steigt aus der EU aus? Sind die noch ganz sauber??…
Inzwischen sind viele andere Nachrichten durch Radio, TV und über die Displays unserer Handys gelaufen. Der erste Schreck erscheint überwunden und der Alltag kehrt größtenteils zurück. Wirklich?

Die Nachricht des Brexit ist nun über ein Jahr her.
Am 23. Juni 2016 bereits entschieden die Briten mit knapper Mehrheit, aus der Europäischen Union auszusteigen. Und bis zum 29. März 2019 hat das Vereinte Königreich Zeit, Lösungen für all die Problemfelder zu finden, die durch den Ausstieg entstehen. Denn dann endet die EU-Mitgliedschaft. – Wenn Sie zurück denken, wie schnell dieses Jahr vorüber gegangen ist und wie schnell es 2019 sein könnte, dann mag der ein oder andere durchaus daran zweifeln, dass diese Deadline ohne Panikanfälle ablaufen wird…

Es geht also um die Lösung mehrere Problemfelder. Eines dieser Problemfelder ist:
Wie geht Großbritannien mit den rund 3,2 Millionen „EU-Ausländern“ um, wenn die bisherige „Freizügigkeit“ verlorengeht?
Bisher durfte sich jeder EU-Bürger aussuchen, wo in der Europäischen Union er arbeiten und leben möchte. Jetzt müssen diese Bürger in Großbritannien für ein permanentes Bleiberecht kämpfen. Das Problem dabei: „Die vielen EU-Ausländer“ war eines der Punkte, die zum Brexit-Votum führten.
Das Paradoxe daran in der veteriärmedizinischen Branche: vor allem die „ausländischen“ Tierärzte tragen erheblich zur Aufrechterhaltung der Versorgung von Haus- und Nutztieren bei. Und auch die vielen Amtstierärzte „ausländischer“ Herkunft sollen nicht unerwähnt bleiben. Sie sind diejenigen, mit deren Arbeit der Tierschutz und die Lebensmittelsicherheit in der britischen Gesellschaft funktionieren. Allein die Fleischhygiene wird hauptsächlich von spanischen Kollegen gestemmt.
In Großbritannien selbst werden zu wenige Tierärzte ausgebildet. Wer soll somit zukünftig die Arbeit machen? Wie soll der Ausfall professioneller Arbeitskräfte von fast 50% ausgeglichen werden wenn alle „Ausländer“ gehen?

Unser Zuhause ist dort wo wir uns niederlassen.

„Was auf unseren Pässen steht ist meist irrelevant.“ So schreibt Gudrun Ravetz, Präsidentin der BVA (British Veterinary Association) auf der Verbands-Homepage. Hier ist das Thema Brexit auch aktuell.

Für viele hat der Brexit einen Riss hinterlassen. Im Gefühl der Anerkennung und im Gefühl der Zugehörigkeit. Zurück bleibt ein Gefühl der Traurigkeit und Angst. Auch wenn die Britische Regierung Tierärzten zugesagt hat, dass ihre Stellen durch den Brexit nicht in Gefahr sind, bleibt doch ein flaues Gefühl im Magen. Welche Zusagen werden tatsächlich am Ende eingehalten?

Vieles ist ungewiss. Viele sind verunsichert. Viele machen sich zwar grundlegende Sorgen, die aber dann im stressigen Praxis- oder Klinikalltag untergehen. Und am Ende des Tages hatte man doch wieder keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen: über das neue und das alte Zuhause.

 

Brexit durch die Augen eines spanischen Tierarztes in Großbritannien.

Interessant hierzu ist das Interview mit einem spanischen Kollegen, der nach 10 Jahren tierärztlicher Tätigkeit in Spanien entschied, sein Leben zu ändern. Er wollte Englisch lernen, seine praktischen Fähigkeiten verbessern und neue Erfahrungen sammeln. In Großbritannien begann er quasi „von vorne“, baute sich dort ein neues Leben auf.
Was er zum Brexit sagt? „Es sieht für uns Tierärzte nicht gut aus…“.

Er hofft, dass die Regierung erkennen wird, dass er und auch andere Kollegen in der Veterinärmedizin professionell und hart arbeiten und damit einen hohen Standard innerhalb des tierärztlichen Dienstleistungssektors ermöglichen. Auf der anderen Seite sieht er den Brexit persönlich eher gelassen. „Wenn ich meine Rechte hier verliere, dann kehre ich nach Spanien zu meiner Familie und meinen Freunden zurück. Mit einer neuen Sprache und einer deutlichen Verbesserung meiner Kompetenzen habe ich somit keine Zeit verschwendet.“ Seine Sorge gilt eher den Kollegen, welche sich bereits ein enges Netzwerk aufgebaut haben, Familie, Freunde. Diejenigen, die eigentlich nicht zurück können: Zurück in ihr Heimatland.

 

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Hinweis:
Wer sich über den Brexit nochmals erkundigen möchte, sei auf die Homepage des SPIEGEL verwiesen.

Dr. Lisa Leiner

Dr. Lisa Leiner
Frau Dr. Lisa Leiner ist Tierärztin und Diplom Biologin mit dem Schwerpunkt Verhaltensphysiologie und Psychologie. Bis 2019 lag ihr Hauptaugenmerk als Gründerin und Geschäftsführerin von VetStage in der Personalberatung und -akquise im Namen von Kollegen und Kolleginnen.
Seit 2019 verstärkt sie das Team um Tierarzt Plus Partner, um nun noch gezielter für eigene Praxen tätig werden zu können.
Als Autorin des Buches "Stress- und Zeitmanagement für Tierärzte" schreibt sie für das VetStage Magazin Artikel zu Themen wie Selbstmanagement, Kommunikation, Führungsqualitäten und Teamführung.

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