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Kommunikation Im Tierärztlichen Team – Vermeidung Von Konflikten

Kommunikation im tierärztlichen Team – Vermeidung von Konflikten

Für das Gefühl eines guten Zusammenhalts im Team und für das Wohlgefühl jedes Einzelnen bedarf es einer Fokussierung auf ein wichtiges Thema: Die Kommunikation untereinander. Wenn hier ein paar Regeln beachtet und Konflikte dadurch vermieden werden, führt dies kurz-, mittel- und langfristig zum gemeinsamen Erfolg und einem spannungsfreien Miteinander.

Meist gibt es vier Hauptursachen, die Konflikte hervorrufen:

 

1. Das Bewusstsein über seine eigene Rolle:

Tierärzte sind „Helfer“, die Kommunikation mit den Patientenbesitzern spielt im Alltäglichen eine wichtige Rolle, denn nur selbstbewusste und freundliche Kommunikation sichert neben der fachlichen Kompetenz die Treue der Patientenbesitzer. Aber Tierärzte sind auch Geschäftsleute, Teamleiter, Arbeitgeber und Ausbilder. Aufgaben müssen delegiert, gemeinsame Ziele und Philosophien benannt werden. Der Tierarzt sieht sich jedoch häufig als Einzelkämpfer, was in großen Praxen zu Konfliktpotenial führt.

 

2. Erwartungen an sich selbst und bestimmte Personen:

Konflikte entstehen hier meist zwischen Assistenzärzten und Chefs. Welche Erwartungen werden gegenseitig erfüllt? Wird man den Erwartungen von außen gerecht? Entsprechen ich und mein Arbeitsplatz meinen persönlichen Erwartungen? – Hier besteht die Möglichkeit, einfach „weiter zu arbeiten“ und zu hoffen, Erwartungen würden sich erfüllen. Dies führt jedoch langfristig gesehen zu Unzufriedenheit. Wichtig ist – für beide Seiten – Erwartungen positiv zu nutzen und gemeinsame Ziele anzustreben. So wird aus einer „schwammigen“ Erwartung ein „motivierendes“ Ziel. Hierbei sollten Ziele aber auch realistisch gesteckt werden und konkret formuliert. Richten Sie sich dabei nach dem SMART-System [s. auch Wikipedia], welches bedeutet: „Specific Measurable Accepted Realistic Timely“. Auf Deutsch:

SMART-Grafik_VetStage

 

3. Kritik üben ist erlaubt, aber beachten Sie:

„Kritik üben“ klingt per se schon negativ. Dabei handelt es sich rein objektiv betrachtet um eine Form der Rückmeldung. Es geht um Meinungen, Ideen, Eindrücke anderer Personen, die sich auf etwas oder jemanden beziehen. Wer Kritik übt, sollte im Hinterkopf behalten, dass es sich hierbei um nichts Negatives handeln sollte. Hier fallen unter anderem auch die Begriffe „konstruktive Kritik“ rein. Ein Feedbacksystem sollte immer etwas Positives zum Ziel haben. Negativpunkte dürfen durchaus angesprochen werden, bleiben Sie dabei aber sachlich. Spielt Emotion mit eine Rolle, sprechen Sie in der „ICH“-Form und beschuldigen Sie niemanden. (Nicht „Das machen Sie falsch!!“, sondern z.B. „Schauen Sie, ich mache das so…“) Enden Sie das Kritikgespräch immer positiv, äußern Sie Ihre Änderungswünsche oder eine Problemlösung. Oder fragen Sie einfach ihr „Gegenüber“ nach einer Lösung aus seiner Sicht! Und schon wird aus „Kritik“ ein „motivierendes Feedbacksystem“.

 

4. Macht und Kontrolle:

Im Buch „Instinkt“ von Dr. Mirjam Schmitz steht sinngemäß geschrieben: Alpha-Tiere zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich positiv auf eine Gruppe auswirken. Erfahrung und Wissen lässt ein Vertrauensverhältnis aufbauen, das jedem Einzelnen der Gruppe ermöglicht, Alpha-Tieren ohne Wenn und Aber zu folgen. Alpha-Tieren liegt das Wohl der Gruppe am Herzen und nicht die Führungsposition oder das Streben nach Macht selbst.

Macht und Kontrolle, Kontrollmacht, das Herrschen über das eigene Team – vom Prinzip her kein schlechter Ansatz und nicht unbedingt als negativ zu werten, sofern die oben genannten Dinge greifen. Eine Kontrolle aus dem eigenen Erfahrungsschatz heraus zum Wohle des Teams und dem Erfolg der Praxis ist ein geschäftstüchtiges Handeln. Auch hier zählt der richtige Umgang. Kontrolle kann mit Delegieren verbunden werden, Überwachen mit Motivation.

Die Tiermedizin erfordert von Praxis- und Klinikinhabern ein gewisses Maß an Kontrollfähigkeit alleine durch vorgegebene Qualitätsstandards. Gehen Sie aber mit ihrer Machtposition sorgsam um!

 

Mit Feedbacksystemen, gesteckten Zielen, gekonnter Motivation, selbstbewusster Führung und dem Klarwerden der eigenen Position im Team können erste Schritte unternommen werden, Konflikte untereinander im tierärztlichen Alltag zu minimieren. Natürlich bedarf es hier auch einem großen Maß an Übung. Aber der Einfachheit halber können Sie die folgende Grafik als JPG oder PDF gerne runter laden, ausdrucken und ans schwarze Brett hängen. Dann ruft man sich die hier beschriebenen Kommunikationsregeln zur Vermeidung von Konflikten immer wieder ins Bewusstsein.

Und: der stete Tropfen höhlt den Stein…

 

Aushang_Konflikt_VetStage

PDF: Aushang_Konflikt_VetStage

Ein Artikel von Lisa Leiner, Geschäftsführerin VetStage

Bildnachweis: Günter Havlena / www.pixelio.de

Dr. Lisa Leiner

Dr. Lisa Leiner
Frau Dr. Lisa Leiner ist Tierärztin und Diplom Biologin mit dem Schwerpunkt Verhaltensphysiologie und Psychologie. Bis 2019 lag ihr Hauptaugenmerk als Gründerin und Geschäftsführerin von VetStage in der Personalberatung und -akquise im Namen von Kollegen und Kolleginnen.
Seit 2019 verstärkt sie das Team um Tierarzt Plus Partner, um nun noch gezielter für eigene Praxen tätig werden zu können.
Als Autorin des Buches "Stress- und Zeitmanagement für Tierärzte" schreibt sie für das VetStage Magazin Artikel zu Themen wie Selbstmanagement, Kommunikation, Führungsqualitäten und Teamführung.

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