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Mein Weg Als Tierärztin Und Mutter – Selbstständig Mit Tierverhaltenstherapie

Mein Weg als Tierärztin und Mutter – Selbstständig mit Tierverhaltenstherapie

Von Dr. med. vet. Ann-Kathrin Fritsche

Als junges Mädchen wollte ich Tierärztin werden. Ich habe fleißig daraufhin gearbeitet,  erst Abitur, anschließend Studium und dann wurde der Traum wahr. Approbation in der Tasche und der erste Job ebenfalls sicher.

Als Frau sieht man dann weitere Herausforderungen auf sich zu kommen. Man hat mehr als 5 Jahre studiert und möchte erstmal Erfahrungen sammeln. Gleichzeitig geht man auf die 30 zu und möchte auch Kinder bekommen.

 

Es gibt da unterschiedliche Lösungswege und ich möchte über meinen Weg berichten.

 

Die harten Fakten: Berufserfahrung, Partner, ein Kind, selbständig mit einer mobilen Tierarztpraxis.

Heute sitze ich in einem Coworking Space mit Kinderbetreuung. Unsere Kita hat 3 Wochen Schließzeit und irgendwie muss die Arbeit weitergehen.

Meine Tochter ist sofort im Spielzimmer verschwunden und ich kann mich bei Cappucchino an die Planung der nächsten Monate machen.

Als Tierärztin ohne stationäre Praxis ist das möglich. Ich mache Hausbesuche und lege diese Termine in Zeiten wo mein Partner aufpassen kann oder meine Tochter in der Kita ist.

Bevor ich schwanger wurde habe ich als Assistentin in einer Kleintierpraxis gearbeitet. Das schloss Hausbesuche, Wochenenddienste und Rufbereitschaften ein. Ich habe sehr gerne so viel gearbeitet, doch in der Elternzeit habe ich mich gefragt wie derartige Arbeitszeiten mit Kind machbar sein sollen. Befreundete Tierärzte berichteten mir, bei ihnen geht es nur durch Familie vor Ort. Die Familie als Rückendeckung fiel bei uns leider weg. Also alternativ ein Netzwerk aus Kita, Babysitter und Freunden?

Unsere Hauptbetreuung ist die Kita. Bei Terminüberschneidungen haben wir glücklicherweise eine zuverlässige Babysitterin und im Notfall ist auch schon ein befreundetes Elternpaar eingesprungen.

Während meiner Praxistätigkeit habe ich, auch aus privatem Interesse, begonnen mich auf dem Gebiet der Tierverhaltenstherapie weiterzubilden. Das Ausdrucksverhalten von Hunden und den Aufbau des Hundetrainings habe ich während der Rettungshundeausbildung meiner Hündin Wilma gelernt. Die tierärztliche Fortbildung führte ich während der Elternzeit intensiv weiter und der Plan zur Selbständigkeit auf dem Gebiet der Tierverhaltensmedizin wuchs in mir.

Meine persönliche Lösung:

Ich gründete die mobile Tierarztpraxis für Tierverhaltensmedizin. Es ermöglicht mir zeitliche Flexibilität. Das wäre in niedergelassener Praxis nur mit verständnisvoller Praxispartner/in möglich.

Eine Neugründung wie die mobile Tierarztpraxis nimmt aber auch viel Zeit in Anspruch und ich arbeite oft noch abends. Ein weiterer Vorteil dieser mobilen Praxis sind die geringen Gründungskosten.

Mein Arbeitskreis ist Berlin und das Brandenburger Umland, dort baue ich zur Zeit Kooperationen mit niedergelassenen Kollegen auf. Durch mein Spezialgebiet biete ich eine optimale Ergänzung in einem weniger bekannten Gebiet der Tiermedizin und arbeite eng mit den überweisenden Tierärzten zusammen.

Durch mein tierärztliches Wissen und der praktischen Erfahrung im Tiertraining kann ich sowohl organische als auch psychische Ursachen für ein Verhaltensproblem diagnostizieren und gezielt behandeln. Nach der Überweisung vom Haustierarzt, inkl. Anamnesebogen mit der Vorgeschichte und ggf. Vorbefunden/Labor, wird ein Ersttermin vereinbart. Dazu fahre ich zu den Kunden und schaue mir das Problemverhalten des Tieres an.

Erste Aufgaben zur Reduzierung des problematischen Verhaltens werden noch während des ersten Termins erklärt und geübt. Laboruntersuchungen zur Abklärung organischer Ursachen werden nach Rücksprache beim Haustierarzt durchgeführt.

Nach den Hausbesuchen bekommen sowohl die Kunden als auch die überweisenden Tierärzte einen Behandlungsplan und nach abgeschlossener Therapie eine Rücküberweisung.

Die Dauer einer Verhaltenstherapie variiert. Beeinflussende Faktoren sind:

  • Charakter des Tieres
  • Ursache (Unsauberkeit, Aggression, Angstverhalten, Jagdverhalten,…)
  • Dauer des unerwünschten Verhaltens
  • Besitzermitarbeit

 

Fazit:

Das wichtigste aus meiner Sicht ist eine effektive Zeitplanung, das lernt man mit Kind und Job sehr schnell. Mein Tipp für ein glückliches Berufsleben ist die eigene Nische zu finden und dann zu versuchen diesen Weg umzusetzen. Das betrifft nicht nur Tierärzte mit Kindern, aber bei mir war der Auslöser diesen Weg zu gehen Mutter zu sein.

 

Über die Autorin:

Dr. Ann-Kathrin Fritsche hat 2008 ihr Veterinärmedizin-Studium in Berlin abgeschlossen. Ihre Promotion fertigte sie anschließend über das Equine Herpesvirus 1 beim Pferd an. Mehrere Jahre war sie in zwei Kleintierpraxen in Brandenburg tätig. Nach der Elternzeit arbeitet sie nun selbstständig als mobile Tierärztin für Tierverhaltensmedizin in Berlin. Sie hat ein Kind, einen Hund und das zweite Kind ist unterwegs.

Kontakt:       kontakt@tierverhalten.berlin

www.facebook.com/tierverhaltenberlin/

www.instagram.com/tierverhaltenberlin/

Dr. Lisa Leiner

Frau Dr. Lisa Leiner ist promovierte Tierärztin, Diplom Biologin mit dem Schwerpunkt Verhaltensphysiologie und Psychologie, Autorin, Referentin und Coach.
Bis 2019 lag ihr Hauptaugenmerk als Gründerin und Geschäftsführerin von VetStage in der Personalberatung und -akquise im Namen von Kollegen und Kolleginnen.
Zwischen 2019 und 2023 verstärkte sie das Team um Tierarzt Plus Partner im Bereich HR. Hier war sie nicht nur für die Akquise von Tierärztinnen, Tierärzten und TFA verantwortlich, sondern auch für den Aufbau verschiedener Projekte (Berufseinsteigerprogramm, Praktikantenprogramm und andere). Seit 2024 ist Dr. Leiner als selbstständige Beraterin und Trainerin in den Bereichen Personal, Kommunikation und Resilienz tätig.

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